Chaoskrieger

Was ist “Chaos”?
Was sind das für merkwürdige Rüstungen?
Wer sind diese Typen  und was wollen sie?

Wenn Ihr die Antworten schon kennt, scrollt bitte einfach eine Bildschirmhöhe weit runter, bis die Bilder anfangen. Für alle anderen:

Vor über 50 Jahren (1963) erschienen in Michael Moorcocks Fantasy- Romanen zum ersten Mal Krieger, die in ihrem Wappen acht auseinanderstrebende Pfeile führten: das Zeichen des Chaos.
Heutzutage ist der  8- strahlige Stern in unseren Breiten zwar nicht ganz so bekannt wie Mr. Holtoms genauso fiktives CND- Symbol, aber eine überraschend große Menge von Leuten (auch außerhalb der Fantasy- Literatur) kann etwas damit anfangen.

Chaos-Star

Und während das Prinzip des Kampfes zwischen Ordnung und Chaos von Mr. Moorcock stammt, hat die Spieleschmiede Games Workshop aus Nottingham das Thema variiert und ihm ein Gesicht gegeben. Mit Miniaturen, Artwork und Romanen ist in den letzten Jahrzehnten ein reichhaltiges, detailliertes und von wirklich unangenehmen Göttern bedrohtes Universum entstanden, dessen Look natürlich auch im Larp- Hobby für Inspiration und daraus resultierend für Gestalten sorgt, die zum spektakulärsten gehören, was einem in den Spielwelten begegnen kann.

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Oben: Regelbücher zum Miniaturen- Spielsystem “Warhammer” von Games Workshop

Bedrohtes Universum? Yup. Bei Warhammer ist das Chaos eine immaterielle Ursuppe “außerhalb” unseres Kosmos, deren “Bewohner” ständig bestrebt sind, “hier” einzubrechen, um im Endeffekt das stoffliche Universum dem Chaos einzuverleiben; das Gegenteil von Ordnung ist also in diesem Falle nicht “Unordnung”, sondern etwas... anderes.
Die mächtigsten Wesenheiten dieses “Außerhalb” sind die untereinander rivalisierenden vier höchsten Götter des Chaos, deren Namen hier jedoch nicht genannt werden sollen.

Während diese Götter selbst natürlich nicht in Erscheinung treten, sind ihre Agenten dafür umso eifriger am Ball- verdeckt oder offen, die meisten verblendet und ohne das Bewußtsein, einen existentiellen Krieg zu führen- es geht ihnen einfach um Macht, Reichtum und die Befriedigung von ... was auch immer. Das sie “höheren” Zwecken dienen, ist nur wenigen klar.

Und weil nicht jeder, der diese Seite findet, Fantasy liest, möchte ich nochmal deutlich sagen, daß nichts von dem, was hier gerade erzählt wird, reale Hintergründe hat- nicht mal esoterische: es ist reine Fiktion. Und damit zum Spielen bestens geeignet. Niemand tritt echten Religionen oder Göttern auf den proverbialen Schlips.

Ok: vor ein paar Jahren bildeten ein paar sehr motivierte Leute die Spielergruppierung “Horden des Chaos”, deren Mitglieder (inzwischen eine ernstzunehmende Anzahl) sich vom GW- Universum inspirieren lassen und mit unzähligen Arbeitsstunden das im wahrsten Sinne des Wortes fantastische Aussehen dieser an Körper und Seele korrumpierten Krieger auf die Spielfelder der Larpwelten bringen.
Ja, das war nur ein Satz und ja, ich weiß, er ist zu lang.

Um die Einflüsse des Chaos auf seine Anhänger darzustellen, ist es für den Bereich “Larp” notwendig, auf eine breite Anzahl von Materialien zurückzugreifen, die normalerweise (weil “künstlich”) bei Spielern nicht gern gesehen werden; aber hier geht es nunmal nicht anders:
Schaumstoffapplikationen, thermoplastische Werkstoffe und GFK- Arbeiten ergänzen, verändern oder ersetzen klassische Metallrüstungen und erzeugen beeindruckende High- Fantasy- Figuren.

Solche Materialmix- Outfits sind hier zu sehen. Die Bilder können mit “Grafik anzeigen” vergrößert werden.

Aber noch nicht gleich- denn seit diesem Jahr (2018) haben die Horden eine Burg, die mit normalem Larp- Festungsbau nur noch das Skelett gemeinsam hat und die dunklen Götter gleichsam wie ihre Diener mit großem, angemessen unheiligem Stolz erfüllt:

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Links:
Die Palisade der Horden des Chaos 2016. Larpfestungen werden einige Tage vor dem Spiel von einer Gruppe vorzeitig angereister fachkundiger Leute mit viel Hingabe und ohne Angst vor schwerer Arbeit aus dem Nichts errichtet und nach dem Spiel komplett rückgebaut (dann helfen alle).

Die meisten Befestigungen sehen mehr oder weniger so aus wie diese hier: einzeln demontierbare Elemente aus Holz, mit Farbe künstlich gealtert.
Dekoelemente sind in der Regel Banner (also “Fahnen”) und einzelne Strukturen (hier die “Zähne” auf dem Tor).

Und dann (2018) baute Christian aus hunderten Einzelteilen eine zig- Meter lange superdetaillierte Fassade für die Konstruktion oben.
Allein. In einer Garage. In Österreich.

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Beeindruckend, oder? Ein Kampf vor dieser Kulisse wird sozusagen automatisch “episch”...

An einem Filmset, wo nachher alle “wow” sagen, arbeitet etwa eine halbe Armee, und er produziert in ein paar Monaten sowas!

Mehrere 100 Schädel (verschiedene Typen), selber modelliert und geschäumt, x Zacken, Klingen, Symbole, Riesenmasken, und kein Element sieht aus wie die anderen.

“Larp” kann man nicht alleine- es funktioniert nur gemeinsam und jeder leistet einen Beitrag.
Aber einige- wie dieser hier- gehen deutlich “above and beyond the call of duty”.

Und hier sind ein paar der Bewohner dieses Etablissements:

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Links und Oben: Die Einflüsse des Chaos korrumpieren nicht nur die Seele. Wer sich ihnen aussetzt, verändert sich auch äußerlich.
Wenn auf einer Chaosrüstung also Augen oder ein Maul zu sehen sind, handelt es sich dabei nicht unbedingt um Ornamente...

Mor´Amroth hat einen Panzer “von der Stange” mit Gravuren, Bemalungen, LEDs, unzähligen Appliken aus Schaumstoff bzw GFK (der Schädel auf der linken Schulter) und aufwändig bestickter und bemalter Unterkleidung in diese prächtige Chaosrüstung verwandelt (die Stahlmaske ist eine Anfertigung von Micharr).
Bilder von seinen Arbeiten sind bei DeviantArt: http://mordorlegion.deviantart.com/gallery/ 

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Oben: Derselbe Mann ein Jahr später (2015) mit neuer, selbst designter und -gebauter GFK- Rüstung. Die Teile werden erst modelliert, dann als Negativ abgeformt und schließlich positiv in glasfaserverstärktem Kunststoff (hier sogar mit Kevlar- Elementen) gebaut.

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Oben: Tiusuura- und mehr GFK von Martin. Erst dieses moderne Material macht so eine Art Rüstung für Larp möglich: es ist leicht, dünn, aber widerstandsfähig genug. Und solche Details kriegt man weder mit Leder noch Metall hin.
Alles, was “Horn” oder “Stachel” ist, ist natürlich weich, um Verletzungen zu vermeiden.

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Links:
Enyth. Stahl, GFK, Schaumstoff, Leder, Textilien. Ein interessant verfremdetes Gesicht, bei dem man sofort die “echten” Augen sucht- aber nur bei hellem Licht findet.

A propos helles Tageslicht:
Die Bilder hier auf der Website sind keine “Ambientebilder”, auf denen die Charaktere wie “in echt” oder aus einem Film aussehen sollen- hier geht es darum, die Outfits deutlich zu zeigen.

Richtig ausgeleuchtet allerdings (oder bei Dämmerung, der “Stunde der Monster”) ist eine Begegnung mit diesen Gestalten etwas, das einem noch eine Weile in Erinnerung bleibt. Versprochen.

Wer sich mit den Mächten des Chaos einläßt, versucht die Aufmerksamkeit gewisser Götter zu gewinnen. Und sie hören zu.... und wenn der Krieger ihnen würdig erscheint, wird er “belohnt”.  Darum geht es: das höchste Ziel eines Chaoskriegers ist es, durch seine Taten so in der Gunst seines Gottes zu steigen, das der ihn irgendwann in einen quasi- unsterblichen Dämonen verwandelt. Die Sache kann übrigens auch nach hinten losgehen - denn die Götter des Chaos sind unberechenbar - aber diese Krieger hier sind auf dem “richtigen” Weg.

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Oben Links: Kreor. Metallrüstung mit Applikationen. Seine Treue gilt übrigens dem “Blutgott”. GFK- Helm von Emek.

Oben Rechts: Schwarzwind. Die Mutation ist keine Strafe, sondern ein Zeichen der Wertschätzung seiner Götter.
Aufwändig bemalte und veränderte Lederrüstung mit Klaue aus geschnitztem und bemaltem Weichschaumstoff. Maske von Sander (2015).

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Oben:
Da wir gerade von ihm reden: zwei Helme von Sander
. Kunstharz/ GFK- Abgüsse von modellierten Unikaten.
 

Oben Links: ungeteiltes Chaos, daneben signalisieren Farben und vogelähnliche Attribute: dieser Krieger folgt dem magiegesättigten “Veränderer der Wege”.
 

 

Rechts: die Maske des Heerführers, wenn der Boß mal keinen Helm trägt.

Mehr Bilder auf Sanders Website: www.sander-propworx.de

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Oben Links: Vaskur. Bemalter Stahlhelm mit Helmzier und Appliken aus Schaumstoff. Die Farben der Rüstung sind nicht zufällig gewählt, sondern zeigen, bei welcher Gottheit seine Loyalität liegt.

Oben Rechts: Madenauge. Auch die Allianz dieses Kriegers ist nicht fehlzudeuten: sein Patron ist der “Herr der Pestilenz”.
Gersch erzeugt mit Farbe, Appliken und unglaublichem Detailreichtum einen “echter- als- echt”-Look, der auch Outtime dazu führt, das man das Bedürfnis verspürt, ihn sicherheitshalber nicht zu berühren... Die 3 Kreise, die auch in Fäulnis auf dem Kittel erscheinen, sind das Zeichen des Gottes.

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Oben: Emek hat Helm und Harnisch dieser Rüstung komplett selbst aus GFK gebaut und die Entstehung vom Tonmodell bis zur Fertigstellung dokumentiert- so umfangreich, das man dafür eine Abzweigung braucht: Link: Emeks GFK-Rüstung
Der übergroße Handschuh der linken Hand besteht aus Schaumstoff, die Stoffbemalungen müßten eigentlich nochmal vergrößert gezeigt werden und das Schwert ist eine Arbeit von Croc.

Unten: Diese leichten Helme (auch von Emek) müssen tatsächlich was aushalten, denn sie werden im Mannschaftsspiel “Blutball” eingesetzt (das ist so ähnlich wie Football, nur mit weniger “Foot” und mehr “Blut”. Der Ball hat Spikes und eine der wenigen Regeln lautet: “Keine sichtbaren Waffen”).

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Oben: Der Schaumstoff- Aufbau erfolgt auf einen handelsüblichen Kampfsport- Kopfschutz. Die Teile werden aufgeklebt, geschnitzt und für bessere Haltbarkeit mit Stoff und Pattex verkleidet und versiegelt.
Die Spitze oben ist weich und durch Stoffeinlagen gegen Abriß gesichert.

Links: Der fertige, bemalte Helm

Rechts: Schaumstoffhorn mit Abrißschutz auf einem Blutball- Helm.

Die Farben lassen die Original- Materialien verschwinden und suggerieren rostiges oder bemaltes Metall.

Die Helme sind nicht nur mit einem Farbton “angestrichen” sondern erhalten durch mehrere Grün- , Metall- und Rottöne in Misch- und Trockenbürst- Technik (“Shading” und “Drybrush”) einen ranzigen “used- look”.

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Unten und Rechts:

Nochmal Emek (natürlich der Bau der Corsage; die Dame rechts kommt aus dem Bereich “Cosplay” und die dargestellte Figur hat mit den Horden des Chaos eigentlich gar nichts zu tun).

Das Oberteil des Outfits besteht aus verleimten Stoffschichten (“Linothorax”). Das “Kevlar der Antike” ist - im Gegensatz zu Leder, Metall oder GFK- einfach zu verarbeiten, gut zu beherrschen und problemlos zu bemalen, wird allerdings nicht “hart” wie GFK sondern bleibt immer flexibel.
Das so erzeugte Verbundmaterial kann auch für den Rüstungsbau eingesetzt werden.

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Oben Rechts: Foto des fertigen Cosplays (Eren Elric) von Arks Art Photography:
https://www.facebook.com/foto.Arks.Art/timeline?ref=page_internal

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Oben, Links und Unten:
WiPs von Emeks neuer Rüstung; 2015 und 2016: ein Schädelhelm und ein Schulterstück. Auch aus Stoff- Leim- Komposit!

Woanders (genauer gesagt dort: Linothorax- Kompositrüstung) rede ich seitenweise über das Thema und beklage mich über mangelnde Details bei der “Aufbautechnik”- und hier präsentiert er eine Lösung!

Nochmal kurz das Problem: Wenn man Komposit (egal ob GFK oder Lino) auf eine Skulptur “nach oben” aufbaut, werden die Materialschichten alle Details fressen. Dafür bleibt einem der schwierige und kostspielige Arbeitsschritt des Erstellens einer präzisen Negativform erspart, die alle Oberflächendetails gut darstellt und in der das Werkstück dann sozusagen “nach innen” aufgebaut wird (Abgußtechnik).

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Objekte, die in “Aufbautechnik” entstehen, müssen daher später extra verziert werden, und eine so zerklüftete Oberfläche wie Emek hier zeigt ist eigentlich nicht möglich.

Eigentlich...
Die Rüstungsteile stellen nicht das Material “Linothorax” dar, sondern etwas anderes: Schädel, also Knochen. Diese Anmutung wird durch Form, Oberfläche und Farbe erzeugt.
Und ein Zoom auf die Bilder (Rechtsklick “Grafik anzeigen”) zeigt tatsächlich Mikrorisse, Brüche, gewachsene Strukturen und tiefe, präzise “Einschnitte”, also das genaue Gegenteil einer glatten Oberfläche.

Zunächst wurde auch hier aus Ton eine Skulptur mit allen Details angefertigt.
Diese Form kriegt anschließend nur eine oder 2 Schichten möglichst dünnen Stoff (verleimt). Entsprechend dünnes Gewebe, in “Schnipseln” aufgetragen, bildet selbst feinste Details ab (das Prinzip wird hier Schaumstoff versiegeln angewendet und erklärt).

Und jetzt kommt der Clou: Anstatt weitere Stoffschichten aufzubringen (die alle Details verwischen würden), wird das Objekt mit Frischhaltefolie geschützt und mit ausreichend Gips abgedeckt. Diese “Form” hat nicht mehr die Funktion, Oberflächendetails abzubilden (denn die sind schon da), sondern ist mehr eine “stützende Schale”, die lediglich das Werkstück daran hindert, sich zu verziehen.

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Diese Gipsschale ist relativ einfach und kostengünstig zu erstellen (im Gegensatz zu teurem Formsilikon der benötigten Menge...). Der aufwändige und schwierige Arbeitsschritt des Anfertigens einer tauglichen Abgußform entfällt somit.

Dann wird die Skulptur rausgenommen und das in der Gipsschale liegende Werkstück “nach unten” aufgebaut: so viele Schichten Stoff, bis die gewünschte Materialstärke erreicht ist- vom “showpiece” bis zu echter Schutzfunktion. Mit allen Vorteilen, die das Material “Lino” bietet.

Das ist eine unglaublich gute Idee!

So genial, das man sofort Lust kriegt, es zu probieren- aber was nicht vergessen werden darf: bei allen handwerklichen Vereinfachungen steht am Anfang das Talent des Künstlers, die Skulptur zu schaffen- und wie man weiß, sind “schöne” Schädel auch bei käuflich zu erwerbender Massenware eine Seltenheit. Und erst wenn das Talent da ist, kommt die “Kunst” zum “Handwerk”.

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Oben Links: Lucan. Helm von Sander (Skulptur- Unikatabguß in Resin/ GFK mit Anbauteilen aus Schaumstoff), ergänzt mit eigener GFK- Rüstung und perfekt getroffener Farbgebung (noch im Bau). Rechte Schulter, Arm- und Beinpanzerung sind aus Metall mit “schwärenden” Appliken aus Pattex/ Stoffmaché (Rechtsklick “Grafik anzeigen” bringt es ans Licht).

Oben Mitte und Rechts: Marius. Stahlrüstung mit Schaumstoff- Appliken und Worbla- Elementen (“Worbla”? Siehe weiter unten). Die asymmetrischen Helmhörner beider Versionen bilden ein Göttersymbol. Man sieht es hier nicht, aber dieser Krieger ist über 2m groß (dafür müssen andere Leute Plateausohlen tragen...).
Nach mehreren Jahren entstand an den Worbla- Elementen von Helm und Panzer eine gewisse, wie sagt man, Abnutzung, was die Erneuerungen rechts nötig machte (Panzer 2017, Helm 2018). Trotzdem wäre es schade, die Originalversion nicht mehr zu zeigen, denn man sieht hier gut, wie ein Outfit sich weiterentwickelt, das sich von Anfang an schon vor nichts zu verstecken brauchte.

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Oben: Zoom auf die Details; jetzt ist Zeit, ihn von nahem zu sehen- auf dem Schlachtfeld wird es nicht so einfach...
Metall, Schaumstoff, Worbla und natürliche Materialien gehen ineinander über.  Der Stoff der Unterkleidung ist reichhaltigst und faszinierendst bemalt.

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Oben: Sylon. Maske von Nârkoz, Kopfhaube von Arda. Der Charakter ist ein Zauberer, und das Gesicht ist im Spiel tatsächlich eines- auch hier kein Fluch, sondern eine Belohnung: die höchten Dämonen dieses Chaosgottes sind vogelähnlich.

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Oben Links: Thirja. Bemalte und verzierte Metallrüstung und mehrschichtige, komplizierte, aber funktionelle (also bewegliche und schützende) Oberkleidung. Spuren von Abnutzung und Gebrauch heben das Outfit von der Ebene “Kostüm” zu “echt”.  Maske von Yvonne: https://www.etsy.com/de/shop/Ayreeworks.

Oben Rechts: Kato. Der hochkomplexe Kopf“Schmuck” ist eine Arbeit aus Worbla. Sowas kriegt man nicht auf Anhieb hin, aber Anja hat Erfahrung aus dem Cosplay- Bereich (www.facebook.com/go.in.sani.i). Die Ausstrahlung der Figur trifft sofort erkennbar den nicht immer einfach darzustellenden Unterschied zwischen  “untot” und “krank” (vermutlich hochansteckend). Und es gibt Details auf den Details der Details...

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Links und Rechts: Auch diese Rüstung (Bauabschnitte aus zwei Jahren, links 2013, rechts 2014) kann man nicht in Geschäften kaufen.

Gryndal hat eine im Handel erhältliche Metallrüstung mit Aufbauten aus dem thermo- plastischen Werkstoff “Worbla´s”  verfremdet und so eine ungewöhnliche, hochdetaillierte Chaosrüstung erschaffen. Mehr Bilder und ein Tutorial zum Worbla- Bau bei DeviantArt:
http://warsmith-gryndal.deviantart.com/

“Thermoplastische Werkstoffe”....
Die korrekte Bezeichnung für das hier verwendete Material ist “Worbla´s Finest Art”:
http://www.worbla.com/.

Es handelt sich dabei um Platten aus verschiedenfarbigem Kunststoff, der bei Erwärmung auf über 60 °C weich wird, verklebt und sich bei Erkalten wieder verfestigt. Reste können zusammengedrückt und wie Knetgummi geformt werden.

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Worbla´s wird hauptsächlich von professionellen Filmrequisitenbauern und Cosplayern verwendet. Die Verarbeitung an sich - die bekannterweise noch überhaupt nichts mit den künstlerischen Aspekten zu tun hat- ist relativ einfach (vom Umgang mit Hitze erzeugenden und heißen Dingen abgesehen). Mit entsprechenden gestalterischen Fähigkeiten kann man daraus Ausrüstungsteile aus Videospielen oder Animationsfilmen detailgetreu replizieren oder natürlich eigene Kreationen umsetzen.
Für Larp allerdings gelten nebem dem optischen Aspekt weitere Kriterien wie ausreichende Beweglichkeit oder Sicherheit und Stabilität beim Kampf, die sehr weit über die choreographierten Bewegungen bei Filmproduktionen hinausgehen.

Gryndal hat es geschafft, das Material so einzusetzen, das es auch die Strapazen einer Larp- Convention übersteht, indem er es mit Metall kombiniert.

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Oben: Ob Panzerhandschuh, Beinschienen (die  Enstehung ist bei DeviantArt dokumentiert:
http://warsmith-gryndal.deviantart.com/art/How-to-Warhammer-Chaos-Leg-Armour-384802368) oder Appliken auf einem Harnisch- was ein Rüstungsschmied (falls überhaupt) nur sehr aufwändig  realisieren könnte, entsteht hier in Heimarbeit als einsatztaugliches Unikat.

Mit dem großen (Zeit)Vorteil, das das, was man baut, auch gleich das Endprodukt ist- wobei “gleich” hier wieder mal nicht “sofort” heißt: Bevor man mit so einer Rüstung seine Feinde heimsuchen kann ist eine größere Menge Arbeitsstunden notwendig.

Und da wir gerade bei “Heimsuchung” sind: Im Helm (unten) ist eine Kamera eingebaut. Und in Daniels Video auf Youtube sind Aufnahmen davon zu sehen: Let´s play....Chaos Marauders, first person.
https://www.youtube.com/watch?v=6Kavu_EN2mE

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Oben: Helmbau. Ein Metallhelm im Wikinger- Stil wird zunächst mit einer Videokamera versehen und bekommt dann durch einem Überzug aus Worbla´s Finest Art das einer Chaosrüstung geziemende exotische Aussehen.

Die weiße “Farbe”, die als Vorgrundierung für die eigentliche Bemalung dient, ist in diesem Fall Gesso (ein Acryl- Kreidegrund aus dem Künstlerbedarf).

Darauf kommt dann als eigentliche Grundierung der spätere Hauptfarbton der Rüstung in Blau.

Rechts: Der fertig bemalte Helm (Acryl) mit Hörnern aus Schaumstoff. Die Löcher auf der rechten Seite sind mit durchsichtigem Stoff hinterklebt, der die Sicht nicht behindert, aber von Außen den Blick in den Helm verwehrt.

Dieses asymmetrische Visier zusammen mit der real- historisch nicht vorkommenden Helmform verfremdet und “entmenschlicht” das Gesicht der Rüstung und signalisiert sofort die Zugehörigheit des Kriegers.

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Worbla´s läßt sich auch zum Abformen einer Skulptur oder Maske verwenden. Hier ein Link zu Gryndals How- To bei Youtube:  https://www.youtube.com/watch?v=Hw8SQCcA8uY

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Oben und Rechts: Kunstharz (Resin)- Abgüsse, oben nur Harz, Rechts durchgefärbtes Harz.
Für diese Qualität müssen präzise, mehrteilige, funktionierende Negativformen gebaut werden.
Und er hat es hingekriegt.

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Oben: Resinguß- Bauteile, Abgüsse von Originalen oder Skulpturen: Schuppen, Zähne, Klauen, Knochen, Schädel. Wenn man soweit kommt, hat man den Amateurstatus unbestreitbar hinter sich.

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Metall, Leder, Stoff, Schaumstoffe, Glasfaser, Kunstharz, thermoplastische Kunststoffe. Chaosrüstungen weichen so sehr von klassischen Ritterrüstungen ab, das solche Outfits nicht ohne Materialmix realisiert werden können- je extremer das Aussehen, desto mehr Mix ist notwendig.

Diese Seite wird bei Gelegenheit ergänzt; ich schreib bei “what´s new”, wenn was dazu kommt. Vielen Dank an alle, die Bilder gespendet und sich in die Karten haben sehen lassen!

Die Horden des Chaos als Gruppe brauchen hier übrigens nicht dokumentiert werden, denn sie haben einen Webauftritt: http://horden-des-chaos.de/
Es gibt Bildergalerien und im öffentlichen Bereich des Forums Bastelthreads, in denen sich ein Riesenfundus von Herangehensweisen zur Lösung verschiedenster Bastelprobleme findet- Erfolge und Schwierigkeiten und das, was hinter den Kriegern steht, die den Kräften der Ordnung auf den Schlachtfeldern der Spielwelten das Leben schwer machen.

 

Eins noch zum Schluß: der 8- strahlige Stern ist kein echtes, uraltes Chaos- Symbol. Aber:
Der von Mr. Moorcock 1962 auf James “Jim” P. Cawthorns Frage nach dem “Wappen des Chaos” erfundene “8- Pfeil- Stern” (ich kenn´ natürlich die Küchentisch- Geschichte) hat mehrere vieldiskutierte Nebenaspekte. Zum Beispiel den hier:
Im alten Ägypten (was schon eine Weile her ist) wurden in Hermopolis (Chemenu) 8 Wesenheiten (Chemenyu) verehrt, die das repräsentieren, was vor der Schöpfung war- und das kann durchaus mit “Chaos”  beschrieben werden.
Was für ein Zufall, oder?

Dezember 2014, Jan 2016, Okt 2018

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