Annikas Ziege

Gute Tierwesen sind rar- aber Annika ( http://luthienblogs.blogspot.de/ ) hat für alle klassischen Probleme dieser Gattung (Maske, Hände, Beine, Hufe, Überhitzung, Kunstfelloptik) funktionelle und ansprechende Lösungen gefunden. Das Ergebnis ist- unter Anderem- dieses die menschliche Anatomie interessant verfremdende, schöne Kostüm.
Die Ziege ist kein NSC-Ungeheuer, sondern ein Charakter- also eine Spielfigur, die nicht von der Orga gesteuert wird.

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Dieser Link führt zu Youtube und zeigt das Wesen in Bewegung:
http://www.youtube.com/watch?v=hP_eO8zbfdY&feature=related

Die “falsch geknickten” Beine des Zehengängers (digitgrade legs) werden durch Polstern der Oberschenkel nach vorn und der Waden nach hinten simuliert- die Kunst dabei ist, die Polster richtig zu platzieren.
Der Puppenspieler muß beim Gehen unbedingt den ganzen Fuß aufsetzen: Hufe, auf denen man balancieren muß, sehen auch nicht echter aus und sind eine hervorragende Möglichkeit, sich komplizierte Brüche zu  holen (siehe mein Versuch unter “Fehlschläge”)
Die Hufe werden halb um den Fuß herumgelegt und der Fußrücken mit einem weiteren Polster bis auf halbe Höhe des Schienbeins erhöht (unten).

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Oben Links:
Die Ziege wurde dieses Jahr (2011) komplett renoviert;  hier Bilder der neuen Beine mit aufwändig gearbeitetem 2-Ton-Fell.
Die Beine sollen dabei nicht massig wirken und zum Gesamteindruck des Wesens passen; keine leichte Aufgabe, aber wenn wie hier gelöst entsteht - besonders in Bewegung- die  faszinierende Illusion eines nichtmenschlichen Bewegungsapparates.

Oben rechts: Die seltene Gelegenheit, eine natürlich aussehende Anordnung der Polster ohne Überzug zu sehen zu kriegen (hier auf einem dafür angefertigten  dummy).

Der Bau der Beine ist in Annikas Blog dokumentiert: http://panprojekt.blogspot.de/

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Oben:
Die alte Maske. aufgebaut auf einem befellten in der “Linothorax-Technik” erstellten Grundbau:

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Oben: Linothorax-Masken (links die Ziege, rechts ein Säbelzahntiger).
Das Wort bezeichnet eigentlich eine Rüstungsform, setzt sich aber gerade als Synonym für “Stoff-Leim-Maché” durch und steht für in Leim getränkte Stoffetzen. Ein unglaubliches Material. Man kann es entweder auf eine Positivform aufbringen (Skulptur) oder in eine Negativform arbeiten (Abdruck einer Skulptur). Die entstehende Maske ist leicht und flexibel.

Beim Bauen gibt es- wie immer- mehrere Wege. Annika hat im inLarp-Forum eine umfangreiche Sammlung von Links zusammengestellt, die sich mit allen Aspekten des Tierwesen-Baus befassen:
http://www.inlarp.de/larp-forum/tierwesen-bau-sammlung-t3646.html

Hier nur ein Auszug:
http://www.hawke.de/haupt.html
http://fursuit.de/cms/index.php/Tioh%27s_Fursuit-Bauanleitung
http://tioh.dyndns.org/mediawiki/index.php/Fursuit_Bauanleitung
http://mitglied.multimania.de/tioh/howto_fursuit_tioh.htm
http://qarrezel.deviantart.com/art/Mask-Making-Demo-Part-1-A-102797331?q=gallery%3AQarrezel%2F7080403&qo=0
http://qarrezel.deviantart.com/art/Mask-Making-Demo-Part-1-B-102820052?q=gallery%3AQarrezel%2F7080403&qo=1
http://qarrezel.deviantart.com/art/Mask-Making-Demo-Part-1-C-102825358?q=gallery%3AQarrezel%2F7080403&qo=2
http://fursuit.tanidareal.com/
http://www.stripedsmiles.com/19CostMakingSt.html
http://community.livejournal.com/fursuit/profile
http://www.livejournal.com/tools/memories.bml?user=fursuit
http://www.beetlecatoriginals.com/tutorials.html
http://www.komickrazi.com/costumes/tutorials.html
http://www.youtube.com/watch?v=XdoETwKzubs

Die aktuelle Maske hat einen anderen Werdegang (alle Bilder können mit Rechtsklick “Grafik anzeigen” vergrößert dargestellt werden):

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Oben:
Die neue Maske besteht hauptsächlich aus mit Schaumstoff gepolstertem Gittermaterial. Das Ganze wird mit Klebeband verkleidet, auf das sich jetzt die Verteilung der schwarzen und weißen Fellelemente zeichnen läßt.

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Oben:
Aus den zerschnittenen Teilen des Bezuges entsteht das Schnittmuster für die Fellteile, die zunächst “auf Links” festgesteckt und dann exakt passend vernäht werden.

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Oben:
Die Ohren. Übertragen der Schablone auf Leder, dann Fellbezug (Felleisten aufkleben). Innenseite färben (unten dunkel, nach oben heller)

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Oben:
Ohr schließen, den unteren Teil mit Fell ausstopfen, Fell mit Haarspray stylen.

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Oben:
Stützen ankleben, Schnittmuster für die Rückseite erstellen, Fell nähen

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Links: Ohren zusammenfügen
Oben Mitte: fertige Ohren vor dem Frisieren
Oben Rechts: Die Nase aus einem Lederlappen. Echter wirkt nur ein Original.

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Oben:
Zusammenfügen der Teile: Nase, Fell, Kaschieren der Ränder.

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Oben:
Frisieren. Nach und nach entsteht das endgültige Aussehen.

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Oben Links: Tierwesen sind intelligent, tragen Panzerung, Schmuck und können sprechen. Hier das Äquivalent eines Helmes für Leute mit Hörnern. Der Schild besteht aus Linothorax, mit Stoff bezogen.

Oben Rechts: Tierwesen, wie sie aussehen sollten. Die Ziege trägt übrigens kein Fell unter luftdurchlässiger Kleidung- eine einigermaßen wirksame Methode gegen die eigentlich unvermeidbare Überhitzung der Fursuits. Und man möchte ihr ein Kompliment für die schönsten Beine machen...

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Oben Links: Maulkonstruktion für einen Dachs.
Zähne, Rachen und Schnauze aus verschiedenen Schaumstoffsorten, Zunge aus Leder, bemalt (die Zähne werden noch bemalt, man arbeitet von innen nach außen). Lippen und Nase aus Kunstleder.

Oben rechts: Klauen auf Handschuhbasis. Hier mit Annikas Originaltext:
Supereinfache Sache eigentlich: Handschuhen die Finger abschneiden (außer dem letzten Fingerglied), "Eistüten" aus Leder schneiden und nähen (rauhe Seite nach außen, Form natürlich ein bisschen runder), auf die Finger der Handschuhe kleben, Aussenseite mit Pattex bestreichen (3-5 Schichten), bemalen, Fell ankleben, fertig. Hält super, ist griffig, steif, jedoch kann man die Finger noch halbwegs bewegen.

Unten: Ein Werwolf. Dies ist  ein von der Spielleitung gesteuertes Monster, das im Gegensatz zu Figuren, die man selbst oft spielt, möglichst zeiteffizient gebaut werden muß. Das interessante an der Maske sind die künstlichen, leuchtenden Augen. Die des Puppenspielers verschwinden in den inneren Augenwinkeln.

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Oben: Die Maske. Ab hier wieder Annikas Text:
Basis für den Kopfbau war eine Balaclava-Maske und diese Anleitung: http://www.matrices.net/balaclava.asp. Als Augen könnten auch sehr gut Plexiglas-Medallions verwendet werden, die von Innen mit der entsprechenden Farbe angemalt sind. Glänzen dann schön.
Zum Verdecken der Gucklöcher wurden zwei Schichten schwarzes Fliegengitter verwendet, die 45° verdreht übereinander gelegt wurden. Gute Sicht und durch Schattenwurf kaum bis keine Augen zu sehen.

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Oben: Die Klauen
Einfache billige Baumwollhandschuhe, hinten wurde rund um das Handgelenk ein Gummiband eingenäht, damit sie nicht nach vorne rutschen. Polster aus Matratzenschaumstoff schneiden, aufkleben.

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Die Beine und Pfoten sind genau wie der Rest aus weichem Matratzenschaumstoff geschnitten. Die Pfoten haben unten eine Aussparung für Schuhe, wenn möglich etwas tiefer als der Schuh, damit die Pfoten auch wirklich auf dem Boden stehen. Unten ist ein breiter Gummi eingeklebt, so dass die Pfoten auf die Schuhe gespannt werden können (nicht zu stark das Gummi dehnen, sonst reißt es bei Bewegungen aus dem Schaumstoff aus). So haben sie sich sehr natürlich bewegt.

Alle Schaumstoffteile wurden danach mit Pattex eingestrichen, dabei die Stoffteile an Leggins, Balaclava und Handschuhen ausgespart, sonst wird das zu steif. Nach dem Antrocknen noch einmal vorsichtig zusammengedrückt, um die Poren zu schließen. Anschließend mit der Abtönfarbe schwarz grundiert, später drybrushen und highlighten mit hellem grau. Ruhig dabei auch den Stoff teilweise bemalen. Über Zähne, Schnauze und Klauen bin ich nochmal mit rot drüber gegangen und hab es anschließend mit den Händen verwischt, das sieht dann eher mach rötlichem Schimmer als krassen Spritzern aus ;). Maul, Nase und Augen anschließend mit Klarlack, Haarspray o.ä. noch mal behandeln, das glänzt dann schön feucht.

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Kostenaufstellung für den Wolf:
Balaclava: ca. 5€
Gummiband: 1,40 €
Schaumstoff: vom Sperrmüll / alte Matratzen, Polster etc (wie viel das im Handel kostet weiß ich nicht)
Jede Menge Pattex, rechnen wir hoch 2 große Dosen á ~18€ = 32 €
Baumwollhandschuhe: 2€
Leggins: ca. 5€
Longsleeve: ca. 8 €
Abtönfarbe schwarz & weiß á 5€ = 10€
Abtönfarbe klein rot, 3 €
Pinsel, Schere, Cutter etc..

Der Wolf ist 2012 fertig geworden und bei Blogspot dokumentiert:
http://lowbudgettierwesen.blogspot.de/2012/08/low-budget-tierwesen-selbst-machen.html

Und hier nochmal ich:
Diese Dokumentation umfaßt mehrere Themen und zeigt trotzdem nur einen Ausschnitt aus dem Repertoire an Material und Arbeitstechniken, das man braucht, um aus einem Haufen Irgendwas solche Kreaturen zu erschaffen.
Auf englisch sagt man dazu “scratch-built”; es bedeutet, das es keine vorgefertigten Teile oder Baugruppen gibt.

Vielen Dank für diese Einblicke in die Praxis!
Alex

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