Brittas Wolf

Britta (LarpeR-Ning und http://poisonmilow.deviantart.com/) hat ein ambitioniertes Großprojekt realisiert: 2 Wolfsanzüge; ein brauner und ein grauer. Wir sehen hier die Dokumentation der Entstehung der grauweißen Wölfin bis Juli 2011:

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Das Wesen ist kein “Werwolf”, sondern ein “Tiermensch”, eine fremde Spezies. Und weil es ein “Charakter”, also eine Spielfigur (im Gegensatz zu einem NSC, einem von der Spielleitung gesteuerten Monster) ist, benutze ich -so beeindruckend das Geschöpf jetzt schon auch aussieht- den Begriff “fertig” mehr im Sinne von “zunächst mal einsatzbereit”. “Fertig” im eigentlichen Sinn werden solche Projekte nicht...

Die Dokumentation ist in die Bereiche “Maske”, Körper”, “Hande” und “Füße” gegliedert, wobei die Maske auf dem Foto oben die zweite Version ist.
Trotzdem ist die Entstehung der ersten so interessant dokumentiert, das es falsch wäre, die Bilder nicht zu zeigen.

Ab hier Brittas Text:

Die Maske

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Oben: Tonmodell der späteren Maske
Inspiriert durch einige Bilder auf DeviantArt und einige Gespräche mit einem Freund der Versuch die Maske mittels Abdruck und Kunstharz zu machen. Das Modellieren mit Ton funktionierte besser als erwartet und auch Alu als Füllmasse, damit ich nicht so viel Ton nehmen muss, erwies sich als guter Tipp. Ich hab die Schnauze bewusst recht lang und etwas größer gestaltet, der Kopf dürfte erst durch das Kunstfell seine endgültige Gestalt bekommen. Jörns Wolf soll auch eindeutig als männlich erkennbar sein.
Die Platzhalteraugen auf den 3 mittleren Bildern sind Flumis. Ich möchte noch versuchen, Follow-me Augen aus Kunstharz herzustellen.

Bei Follow-Me-Augen” sind die Pupillen tiefer als der eigentliche Augapfel plaziert. Dadurch scheint es, das bei Bewegung der Maske die Pupillen dem Betrachter folgen- die Maske “lebt”.
Alex

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Oben: Latexbezug der Tonmaske
Um einen feineren Abdruck zu bekommen, der auch etwas flexibel ist und hoffentlich das Positiv heil lässt, habe ich erst eine Schicht aus einem Latex-Mehl-Gemisch gemacht.
Ich habe Latex und Mehl einfach in einer Schale gemischt bis es die Festigkeit von Kuchenteig hatte und es dann mit den Händen und Spachteln aufgetragen. Das ging erstaunlich leicht und ließ sich auch gut danach von den Fingern wieder abrubbeln.
Um aus dem Abdruck dann wieder ein Positiv machen zu können, brauche ich aber auch eine feste Form aussen rum. Damit der Latexabguss auch richtig darin sitzt, hab ich kleine Anker in die noch weiche Form gesteckt. Das sind einfach Latexschnipsel, die als Bodensatz bei vorhergehenden Arbeiten mit Latex übergeblieben sind.
Ich empfehle für einen Maskenabdruck gut einen Liter Latex zur Verfügung zu haben. Ich hab jetzt ca. 1/2 Liter verwendet, doch ich hätte gut an der Stirn noch mehr dazu fügen können. Am wichtigsten war mir, dass die Augenhöhlen gefüllt sind, so dass dort beim Gipsabdruck keine Überschneidungen sein werden.

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Oben: Gipsform zur Stabilisierung der Latexform
Da der Latexabdruck im vorherigen Bild zu flexibel sein würde um einen Abdruck zu nehmen, brauchte ich noch eine feste Schale aussen rum. Diese Schale habe ich aus Gipsbinden hergestellt. In diesem Fall brauchte ich 5 große Gipsbinden (Bei Jörns Maske waren es, da sie etwas größer war, 6.).
Damit ich diese später aber leichter ohne Beschädigungen wieder abnehmen kann, hab ich sie in 2 Hälften gemacht.
Zuerst hab ich die rechte Hälfte mit Gipsbinden verkleidet und antrocknen lassen. Danach hab ich zur besseren Trennung Alufolienstreifen auf die Ränder gelegt und dann die 2. Hälfte mit Gipsbinden belegt.
Dann sollte es gut austrocknen, idealerweise bis der Gips sich nicht mehr kalt anfühlt. Eine Nacht hat bei mir gereicht.

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Links: Gipsform abnehmen
Das ist das fertige Negativ. An den Augen sind ein paar kleine Löcher, doch die machen nichts, da ich das neue Positiv da eh ausschneiden werde. Das Latex hat sich vom Ton sehr gut wieder ablösen lassen und wie man unten sieht, ist das Tonpositiv (es war noch nicht getrocknet, als ich den Abdruck nahm) nicht beschädigt. Einzig die Augenhöhlen waren ein wenig nach aussen gebogen.
Jetzt gilt es, das neue Positiv zu erstellen.

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Rechts: Linothorax
Das ist das fertige Positiv. Wie man sieht, hab ich einen weißen und blauen Leinenbeutel benutzt. Die Technik hab ich von Annikas Tiermasken-Blog aus dem LarpeR-Ning (nicht ohne Log-in zugänglich, aber seht mal bei “Annikas Ziege” nach. Alex). Allerdings hab ich die Maske im Negativ gebaut, nicht im Positiv wie sie.

Das Wort “Linothorax” bezeichnet eigentlich eine Rüstungsform; eine Oberkörperpanzerung aus mit Leim verbundenen Lagen Leinen. Wir wissen das.
Inzwischen ist das Wort dabei, sich als Bezeichnung für das Material (korrekt eigentlich “Stoff-Leim-Maché”, also Stoffetzen und Leim) durchzusetzen.
Man nennt diese Veränderung einer Wortbedeutung “Neologismus” oder auch “morphologische Derivation”. Sich drüber aufregen nennt man “Zeit- oder Energieverschwendung”.
Das Material eignet sich ausgezeichnet für Maskenbau. Es wird entweder auf eine Positivform aufgebracht (Vorteil: das Bauen einer Negativform entfällt) oder -wie hier- in eine Negativform gearbeitet (was den Vorteil hat, das die Form sehr präzise 1/1 übernommen wird).
Alex

Der Latex-Mehl-Abdruck ließ sich ausgezeichnet ablösen und hat nur an der Nase einen kleinen Riss bekommen. Leider aber sorgte das Material dafür, dass das Trocknen echt lange dauert und die Nase war beim Herauslösen leider noch feucht, so dass dort ein paar Lagen verloren gingen. Schlimm ist das nicht, denn ich will eh eine Latex- oder Fimonase darüber setzen. Das nächste Mal werde ich allerdings das komplette Modell mit Latex und Mehl bearbeiten. Einen Teil hab ich direkt an den Gips gelassen und auch noch Vaseline als Trennmittel vergessen, daher blieb Gips am Positiv hängen. Ich denke aber, ich kann erst einmal damit leben, da eh min. noch Fell drüber kommt.

Jetzt muss die Maske ausgeschnitten und gesäubert werden, dann kommen Gelenke und Schaumstoff.

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Links:
Maskenränder gesäubert; Anbauteile

Gelenk
Das Gelenk hab ich zunächst mit Metallplättchen, Schrauben, Muttern und einer Lochzange gesetzt. Es ist recht schwer, die richtige Position dafür zu finden. Die Schrauben drehen sich immer wieder los, daher hab ich, nachdem ich die richtige Position gefunden hatte, das ganze mit Nieten befestigt. Klappt wunderbar, guckt nicht raus und dreht sich nicht los.

Kiefer
Für den Kiefer hab ich zuerst mit groben Stichen Drahtgitter in den Kiefer genäht. Für manche der Löcher hab ich eine Ahle zu Hilfe genommen. Dann modellierte ich darauf mit Fimo einen Oberkiefer. Efaplast war zu bröckelig.

Da ich bei dem Bau einige Fehler gemacht habe wiederhole ich den Vorgang noch mal.
Diesmal teste ich einfache Knetmasse.
Von dem Fimo-Positiv hab ich mit Latex und Mehl einen Abdruck gemacht und den dann auch in eine halbe Gipsbinde, zwecks späterem Formerhalt, eingepackt.
Danach hab ich mit 3 Schichten Amber-Gießharz den Kiefer gegossen. Hat super funktioniert, Kiefer ist stabil und sieht gut aus.

Jetzt zu den Fehlern:
1. hab ich den Kiefer zu tief angesetzt und zu breit modelliert. Ich hab die Maske jetzt abgeschnitten und sitze wie gesagt schon am nächsten Positiv.
2. Ich hab zuerst den falschen Härter verwendet und daher ist das Harzpositiv baxig. Das kann ich nur noch wegschmeißen.
Aber die Technik funktioniert und ich freu mich drauf die auf viele andere Dinge zu erweitern.

Rechts: Kiefer
Wie in den Kommentaren des vorhergehenden Bildes bereits geschrieben, hab ich es jetzt mal mit Fimo direkt probiert und das Ergebnis empfinde ich als recht zufriedenstellend. Zum Einen habe ich jetzt beim 5. Mal des Modellierens eines Wolfskiefers schon einiges mehr an Übung und Gefühl für die Form, zum Anderen lässt sich mit Fimo einfach am besten arbeiten. Lufttrocknendes Fimo ist zu bröselig, damit bekommt man die Kleinteile nicht ganz hin und Knete, die dann später abgegossen wird ist mir etwas zu weich gewesen, arbeitete man am Backenzahn, verbog vorne schon wieder Eckzahn u.s.w.

Ich hab in diesem Fall den Oberkiefer zuerst modelliert und auch gebacken. Die Kiefer sind auf Drahtgitterplatten gearbeitet, die ich dann später eingenäht habe. Das Backen des Oberkiefers hatte den Nachteil, dass ich den Unterkiefer somit komplett dem Oberkiefer anpassen musste. Dafür hatte ich aber auch eine stabile Form und es verzog sich nicht noch alles beim Einpassen.

Die unteren Schneidezähne sind mir etwas zu massig und zu weit vorn stehend geworden. Ich werde gucken müssen in wie weit sich das optisch mit Lippen noch ändert oder ob ich den Unterkiefer noch einmal mache.

Bemalt habe ich das ganze mit Acrylfarben von NanuNana und dann mit einem Klarlack lackiert. Die Zähne selbst sind unbemalt, da ich Effekt-Fimo-Transparent verwendete. Sie sind jetzt zwar etwas zu sauber, doch dafür haben sie den durchscheinenden Effekt von Zähnen.

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Weiterhin habe ich die Lefzen gekürzt und bereits ein Loch für die Nase frei geschnitten. Auch darauf wird ein modelliertes Stück kommen. Durch das Abschneiden fächerte das Leim-Stoff-Gemisch der Maske auf und wurde zu flexibel. Ich hab an den Schnittstellen mit weiterem Ponal nachgeholfen und dadurch wurden sie wieder angenehm stabil.

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Links: Kiefer
Der Kiefer aus dem letzen Bild war mir eindeutig zu groß. Wenn ich meinen Mund maximal öffnete, überlappten sich die Eckzähne immer noch- was Essen u.ä. unmöglich gemacht hätte. Also hab ich genau wie vorher noch einmal einen Kiefer modelliert. Von diesem hab ich dann einen Latexabdruck gemacht und mir wieder mit Schnellgießharz und Glasfasermatten aus dem Baumarkt ein sehr leichtes Positiv erstellt. Das hab ich dann mit Acrylfarbe und Klarlack bearbeitet. Mittels Heißkleber fand dann der Kiefer seinen Platz in der Maske.

Lüfter-Halterung
Bevor ich den Kiefer eingeklebt habe passte ich eine Halterung aus Schaumstoff für einen Lüfter an. Der Kiefer muss dadurch zwar leider etwas weiter unten sitzen, doch ich denke der Komfort wird es wert sein diesen kleinen Abstrich an der Optik zumachen.

Zunge
Die Zunge ist aus Schwarzem Schaumstoff geschnitten und mit einer Nagelschere und Pattex in Form gebracht. Anschließend habe ich sie gelatext, mit Acrylfarbe noch ein wenig weiter bemalt und mit Isoflex überzogen. Dann habe ich sie mit Pattex an den Kiefer geklebt.
(Danke hier übrigens an Attic Art, die sich als toller Lieferant für Latex und Isoflex erwiesen haben, eure Verpackungen sind toll, verkleben weniger und verschwenden somit auch weniger Material.)

Gelenk/Lefzen
In einem Fursuit-Tutorial las ich irgendwo von der Idee der beweglichen Lefzen, sobald man den Kiefer öffnet. Seither hab ich verschiedene Varianten getestet. Blumendraht z.B. erwies sich auch gezwirbelt als zu dünn und leicht verbiegbar. Und ich hab ich hier noch ein Gegenzug-Gummi, das die Lefzen in Normalposition unten hält, eingefügt.

Womit ich noch unzufrieden bin ist das Gummi, dass den Mechanismus mit dem Unterkiefer verbindet, welches die Lefzen hochziehen soll, sobald man das Maul öffnet. Da werde ich in den nächsten Tagen noch Tests mit harten Materialien wie Metallplatten oder auch Paketband machen.

Rechts:
Neue Maske
Als es jetzt bei meiner Maske daran ging die Augen einzufügen, stellte sich raus, das dadurch das Gesichtsfeld extrem stark beeinträchtigt wird (obere 2 Bilder). Des Weiteren hatten volle Kugeln einen zu starken "Follow-Me"-Effekt und ich wollte sie durch eine etwas flachere Form ersetzen. Was wiederum eine Maske mit sehr tief liegenden Augen unnötig macht.

Um mich nicht die ganze Zeit über irgendetwas Zusammengepfuschtes zu ärgern und da z.B. eine Kopfplatte für den Kiefermechanismus auch von Vorteil ist, hab ich die Maske noch einmal von vorn angefangen.

Dies Mal goss ich sie allerdings aus Harz und verstärkte sie mit Glasfaser. Außerdem hab ich zuvor den Kiefer an die gewünschte Stelle gesetzt, die Fake-Augen sitzen bei der neuen Maske auf Stirnhöhe und man guckt durch Gitter in den Wangenknochen (unteres Bild links).
Die alte Maske (unteres Bild rechts) baue ich jetzt zu einem Quadsuit-Kopf um.

(* Quadsuit: Auf 4 Beinen laufende Kreatur).

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Oben:
Augen
Die Augen sind aus 2 Hälften zusammengeklebt. Die Form war eine Malpalette. Das Trennmittel muss allerdings recht gut sein und ich habe noch eine Diode mit eingegossen, die man im bemalten Zustand dann kaum bemerkt.
Dann wurden die Augen eingeklebt (vorher schon mal Kabel dran löten) und ich hab mit lufttrocknender Modelliermasse Augenlieder modelliert.

Kiefer
Der Kiefermechanismus ist ähnlich wie bei der alten Maske und auch mit beweglichen Lefzen. Leider sieht das Ganze noch etwas klobig aus und der Nasenrücken ist mir in der geschlossenen Form etwas zu ramsnasig. (*Das bedeutet: Britta mag die Form noch nicht und wird die Nase neu modellieren. Siehe weiter unten. Alex).
Ich denke, bei dieser Maske werde ich erst einmal damit weiter arbeiten und versuchen, noch Dinge mit Schaumstoff auszugleichen und Proportionen anzupassen. Bei der nächsten Maske versuche ich dann die Nasenform noch schlanker hin zu bekommen.
Wie man sieht hab ich den Kiefermechanismus auf einem Alubügel aufgebaut. Dann kam dünner Schaumstoff als Lefzen dran, den ich gelatext habe, damit er die richtige Optik hat. Als nächstes 2 Lagen Stoff, die an dem Bügel und dem Nasenrücken kleben. Dazwischen ist Vlies um die Kanten zu glätten.
Damit die Schnauze dann nicht zu breit war und man den Nasenrücken noch sieht hab ich einen Streifen Schaumstoff drauf geklebt und den mit Dremel (eine biegsame Welle mit verschiedenen Schleifköpfen) und Schere bearbeitet.

Nase
Die Nase hab ich aus Fimoknete modelliert, dann einen Negativabdruck aus Latex gemacht und mir dann wieder daraus ein Positiv gegossen. Etwas Acrylfarbe hat sie akzentuiert und Isoflex (eine Versiegelung) sorgt dafür, dass sie glänzt und geschützt ist.
Vielleicht aber werde ich sie noch einmal modellieren, um sie den etwas veränderten Proportionen anzupassen.

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Oben: Ohren
Zunächst hab ich ein kleines Loch in die Kopfplatte gebohrt und darin teilweise die Servomotoren versenkt. Diese hab ich dann mit Heißkleber fixiert. Auf die Servos kamen gebogene Alustäbe. (Das erste Bild ist ein erster Test, später nahm ich eine Scheibe als Unterlage und bog den Alustab da noch zu einem Haken, damit er besser hält.)
Festgeklebtes Moosgummi ergab ein flexibles Skelett.
Dann hab ich die Ohren mit Stoff bespannt und innen mit rot gefärbtem Latex gelatext. Auf das Latex kam dann noch Acrylfarbe, die ich mit Isoflex fixiert hab.
(Auf dem letzten Bild ist die Maske bereits in Tape eingewickelt, ein erster Schritt für das Befellen).
Weitere Veränderungen waren noch die Schaumstofferweiterungen an den Seiten und etwas mehr Modelliermasse, die den Augen eine wolfstypischere Form gibt.
Der nächste Schritt ist dann wirklich schon Fell.

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Oben: Fell
Mit Frischhaltefolie und Panzertape hab ich ne Art Schnittmuster hergestellt. Das hab ich allerdings nur verwendet um grob die Größe der Fellstücke abzuschätzen. Diese hab ich dann nach Fellänge auf die Maske aufgeklebt. Pattex klar und Heißkleber waren dabei die Mittel der Wahl.
Die Servos hab ich aus der Maske wieder raus genommen, da sie mir schon nicht mehr wirklich gefällt und ich sie nun eher aus Prinzip und weil ich bis zur RPC, Nordcon und Drachenfest keine zweite hinbekomme, fertig machen möchte. Die heb ich mir dann für die Maske 3.0 auf.
Des weiteren hab ich die Nase noch einmal modelliert. Die erste war einfach zu klein.
Jetzt gilt es noch, das Fell mehr zu trimmen und in Form zu bringen und es einzufärben.

Rechts sieht man mal was ich bisher habe: Maske, Oberkörper, Schwanz, Handschuhe. Die Beine fehlen noch.

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Oben:
Ich hab mich gestern mal ne Stunde hingesetzt und angefangen, den Kopf mit Acrylfarbe und Borstenpinseln zu bearbeiten.
Für meinen Geschmack ist der Kopf im Verhältnis zum Körper zu groß. Auch der Abstand zwischen Nase und Maul stört mich. Leider sind das alles Dinge, die ich erst bei Version 3.0 angehen kann.
Wie die Farbe sich entwickelt gefällt mir aber. Konturen tun dem Ganzen gut und nehmen einiges von dem Plüschlook.

So weit war das Projekt bis März 2011.
Die Dokumentation zeigt offen und ehrlich, mit welchen Schwierigkeiten man zu kämpfen hat- bis zur radikalsten aller Problemlösungen: Neubau (niemand wird davon verschont, siehe meine ägyptische Rüstung). Trotzdem ist kein einziger “Fehlversuch” umsonst- alles sind gangbare Wege und hervorragend geeignet zur Anleitung und Inspiration.
Wenn Ihr selbst bastelt, werdet ihr (wie Britta und ich) das Phänomen kennen: man muß seine Kreaturen alle erst lieben lernen, sind sie doch nur ein schwaches Abbild dessen, was man eigentlich bauen wollte.
Aber mal ehrlich- seht Euch das ernste, würdevolle Gesicht des Wolfes oben links an: objektiv ist er alles andere als “nicht gelungen”.
Alex

Der Körper

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Links und Unten: Oberkörper
Eine Freundin lieh mir ihre Schneiderpuppe, die ich mit Tape und altem Verpackungsmaterial auf meine Maße brachte. Darauf zeichnete ich mir das Fell, wie ich es haben wollte, ein.

Das Fell hab ich dann grob zurecht geschnitten. Immer auf die Fellrichtung achten! Man sollte die Teile lieber etwas größer machen, man braucht ja auch Stellen zum Zusammennähen. Dann hab ich es mit Stecknadeln an der Puppe befestigt, und auch aneinander fest gesteckt.)

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Schlussendlich galt es dann die "Stecknadelnähte" durch richtige zu ersetzen.

Damit das Ganze möglichst gut sitzt und nicht schlabbert, hab ich an der Seite unter dem Arm einen versteckten Reißverschluss eingenäht. Wichtig war mir, das Kostüm selbst an- und ablegen zu können, was dadurch möglich ist.
Ein Klettverschluss hält die rockschoßartigen Zipfel hinten um den Schwanz zusammen.
Eventuell wird es noch Verbindungen mit Klettverschluss zur Hose geben, doch das kommt erst, wenn selbige fertig ist.
Der nächste Schritt am Oberkörper wird sein, das Fell zu trimmen und dann, es einzufärben. Ich möchte einen hellgrauen Wolf machen, insofern zittere ich etwas, das es mir gelingen mag, einen guten Verlauf mittels Pinseln und Farben hinzubekommen. (Airbrush steht mir leider nicht zur Verfügung, doch ich denke, dass wenn ich sorgfältig arbeite, die andere Technik auch ausreicht.)

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Oben: Schwanz
Als erstes hab ich mir eine grobe Form für den Schwanz aus Zeitungspapier ausgeschnitten, das aufs Kunstfell übertragen (ACHTUNG: auf Fellrichtung achten!) und es dann an den Rändern zusammengenäht.
Für die Halterung nahm ich ein ca. 80 cm langes Stück Gartenschlauch aus dem Baumarkt. (Ich hab das später, da es zu füchsisch aussah, um gut 15 cm gekürzt.)
Verzwirbelter Blumendraht, den ich mittels Heißkleber in dem Schlauch befestigte, gab etwas mehr Halt und eine Möglichkeit, das Ganze auf einem Lederstück anzunähen.
Die kleinen Schrauben und das weiße Band sind ein Test gewesen, den Schwanz teilweise beweglich zu machen bzw. ihn ein wenig spannen zu können, falls ich das später wollte. Das Bewegen funktioniert leider nicht so gut wie ich gehofft hatte, doch es soll auch kein wirklicher "moving-tail" werden, denn die sehen in ihren Bewegungen eher Katzenhaft aus.
Ausgestopft hab ich ihn mit diesem weißen Füllflies, das auch beim Schneidern zum Einsatz kommt. Zuvor hatte ich die Fellspitze noch an einer der Ösen, die ich mit Heißkleber am Schlauchende angebracht habe, angenäht, damit der Schlauch im Fell sich nicht biegt und die Fellhülle unbewegt bleibt.
Als ich die erste Version fertig hatte, haben wir Fotos gemacht (ich brauch dringend mal einen großen Spiegel). Darauf sah es leider sehr nach Fuchsschwanz aus. Aber wegnehmen war leichter als zugeben und somit konnte ich das Ganze noch mal auftrennen und etwas verkleinern. Die Form passt jetzt auch besser zum Wolf.

Die Klauen

Rechts: Klauen

Als Basis kaufte ich Baumwoll-Reithandschuhe für 2,99 € im Onlineversand, mit denen ich bereits gute Erfahrungen gemacht hatte.
Krallen aus 3 Lagen Schaumstoff, mit Pattex zusammengeklebt und mit einer Nagelschere beschnitzt waren das erste, was an die Handschuhe kam. Ich hab sie bewusst grob auf meine eigenen Nägel an die Fingerspitze geklebt, eher nach oben denn nach vorn. Der Effekt war erstaunlich. Zum einen sah es schön wölfisch aus, zum anderen behinderten sie weniger. Für die Optik war es aber sehr wichtig, dass die Krallen gut gebogen waren. (ca. ein 90° Winkel.)
Als nächstes kamen Pfotenballen in die Handfläche. Ich wollte sie nicht zu dick, damit sie mich nicht beim greifen behindern. Also hatte es eine Schicht Schaumstoff zu tun, die ich auch wieder mit einer Nagelschere in Form schnitt. Ich hab das grobe Schaumstoffpad zuerst mit einem Streifen Pattex fixiert und die Ränder erst festgeklebt, als ich es fast fertig beschnitzt hatte und somit auch die endgültige Form schon stand.

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Als nächstes folgten pro Finger erst die Fingerkuppe, dann der Fingerknöchel. Bei der 2. Hand mache ich es jetzt so, dass ich zuerst alle Fingerkuppen bearbeite und dann erst die Knöchel, das dürfte, glaub ich, etwas schneller gehen.

Die Fingerkuppe ist so aufgebaut, dass ich im Groben einen Kasten um meine Fingerspitze gemacht haben, der an der Unterseite aber zweilagig ist. Dann klebte ich noch einen dünnen Streifen um die Klaue herum. Der Rest ist wieder Beschnitzen mit der Nagelschere, da sich der Dremel leider als zu schnell drehend und damit zu unkontrollierbar heraus gestellt hat.

Die Fingerknöchel sind ganz ähnlich entstanden, zwei Lagen auf den Finger, eine an jede Seite. Dann hab ich noch ein kleines Stück ans hohe Ende gesetzt, das hat den Übergang irgendwie schöner gemacht.

Der optische Effekt, der sich allein jetzt schon ergibt, ist für mich eine wirklich positive Überraschung. Die Fingerhaltung, da sie durch die Fingerkuppen leicht gespreizt ist, ist etwas ungewohnt auf längere Zeit, doch nichts, woran man sich nicht gewöhnen könnte.
Sehr positiv bin ich von der Festigkeit und doch Flexibilität der Klauen überrascht. Sie sind weich genug, um sie Intime zu verwenden, doch fest genug, um z.B. einen Stift damit aufzuheben. Der Aufbau an den Fingerspitzen nimmt zwar etwas Feinmotorik raus, doch das Material bietet immer noch einen recht festen Griff. Ich hatte gestern die Klaue an und keine Probleme, mir einen Cappuccino oder ein Müsli zu machen und ich freue mich schon darauf, sie weiteren Tests zu unterziehen, wenn beide Handschuhe fertig sind.

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Links: Klauen

Schritt Nummer zwei war es, Latex auf die Klauen aufzubringen. Ich hab sie zu diesem Zweck an einem Kerzenständer auf meinem Balkon befestigt, wo es auch mal nichts ausmacht, wenn ein Tropfen auf den Boden kommt. Mit einem Wattestäbchen ließ sich alles dann ausgezeichnet auftragen.

Der erste Schritt: (Bild 1-3)

Über den Schaumstoff kamen 3-4 Schichten schwarzes Latex. Dabei habe ich versucht, Übergänge zu kaschieren und die Kanten zwischen Stoff und Schaumstoff glatter zu machen. Man muss hier sehr aufpassen, nicht zu viel Latex zu verwenden, um Tropfnasen zu vermeiden. Eine konnte ich nicht verhindern, doch als ich einmal eine an einer der Krallen bekam, hab ich sie mit der Nagelschere weggeschnitten und noch eine Schicht Latex darüber gemacht, um die Schnittkante wieder zu glätten.

Der zweite Schritt: (Bild 4-7)
Nur schwarz schluckt Konturen und es wirkt unecht. Also nahm ich mir etwas von dem schwarzen Latex, gab weiße Acrylfarbe hinein und bekam grau. Dieses habe ich vorsichtig mit einem kleinen Schwämmchen (Schaumstoffrest) aufgetragen und mit einem sauberen Schwämmchen noch mal tupfend verteilt. Man braucht dabei wirklich ausgesprochen wenig graues Latex.

Der dritte Schritt: (Bild 8-10)
Schlussendlich bekamen dann die Klauen noch zum Schutz eine Schicht Isoflex. Das macht sie robuster und die Kontraste werden noch mal verstärkt. Auch wenn es sie glänzen lässt.
Jetzt muss ich sie noch ein wenig mit Silikon behandeln und der nächste Schritt wird die Befellung sein.

Rechts: Klauen, Fellbezug

Hier der vorerst letzte Teil zu den Klauen selbst. Ich hab sie jetzt befellt und das letzte Trimming können sie erst bekommen, wenn auch der Oberkörper fertig ist.

Als Material hab ich 3 Arten Kunstfell verwendet: langes Weißes, langes Schwarzes und kurzen schwarzen Plüsch. Dazu kamen noch Nadel und Faden, Schrägband, ein breites Gummi, etwas Stoff und jede Menge Pattex und Fixogum.

Als erstes habe ich die beiden langen Fellstücke zusammengenäht. Danach gab es von mir einen Farbtest. In Zukunft würde ich allerdings die Farbe erst nach dem Fertigstellen auftragen. Jetzt wusste ich aber wenigstens, dass das Färben funktioniert.

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Ich habe sowohl Sprayfarbe als auch Acrylfarbe getestet. Sprayfarbe ist schön leicht und gleichmäßig, färbt aber nur die Spitzen. Mit einem Borstenpinsel und Acrylfarbe kann man auch mehr in die Tiefen gehen, muss aber gut aufpassen um Verläufe hin zu bekommen und keine Farblöcher zu tupfen.
Sicherlich kann man die Hände auch mit einer Art Schnittmuster bearbeiten, doch ich hab einfach Materialverschwendung in kauf genommen und das Fell auf die Rückseite des Klauenhandschuhs geklebt. (Das sah ziemlich nach Muppet aus.)

Dann hab ich immer mehr weggeschnitten und dabei das Fell weiter festgeklebt. Ausserdem hab ich es an manchen Kanten zusätzlich mit dem einen oder anderen Nadelstich befestigt.
Ich möchte Protektoren darunter tragen können, daher durfte ich die Stulpen nicht zu eng machen. Damit sie aber auf jeden Fall nicht rutschen, brauchten sie oben ein Gummi.
Ich hab eine Weile gegrübelt wie ich das anstelle und wie ich gut einen Stich mache, bis Hana mich darauf brachte, doch einfach einen Tunnel zu nähen und das Gummi da rein ein zu führen. Damit es sich nicht verdreht, hab ich es an einer Stelle noch an der Stulpe selbst fixiert. So ist es austauschbar, nachstellbar und dennoch fest.

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Um dann die Stulpe zu schließen, hab ich erst die Protektoren angezogen, dann das Fell um die Arme mit Stecknadeln befestigt und mit einem Stift angezeichnet, wo die Naht verlaufen sollte. Auf links hab ich dann das ganze zusammengenäht und, nachdem ich geprüft hatte ob es passt, das überschüssige Fell weggeschnitten.

Viele hören hier jetzt auf, was ich als groben Fehler betrachte. Ich bin jetzt gerade erst links unten auf der Collage. Der Schritt, der für mich dann folgte, war das erste Trimming. Eine kleine, zusammendrückbare Schere hat für mich beim Trimming wahre Wunder bewirkt. Hätt ich das mit der Nagelschere gemacht, mir wären wahrscheinlich die Finger abgefallen, doch mit diesem Ding ging das wunderbar.

Ich hab die Haare zwischen und auf den Fingern gekürzt. Später werde ich wahrscheinlich auch die Haare auf dem Handrücken und dem Arm kürzen, doch das kann erst erfolgen, wenn auch das Oberteil fertig ist.

Jetzt war für mich auch wieder ein Zeitpunkt gekommen, an dem ich überlegte aufzuhören. Für die Optik aber entschied ich mich, weiter zu machen und auch die Handinnenseite zu befellen. Das lange Fell hat nämlich den Nachteil, dass weiße Fäden in den Trägerstoff mit eingewoben sind. Daher sieht man die, wenn man es zu kurz schneidet- was bei mir an den Kanten der Fall war. Ausserdem merkte ich bei Praxistests (Ja, ich hab wieder Cappuccino mit angezogenen Klauen gemacht.), dass ich hauptsächlich mit den Latexpads greife.

Daher hab ich mir kurzes schwarzes Plüsch-Fell genommen, das auch auf komplett schwarzem Gewebe sitzt, und das auf die Handfläche geklebt. Während ich weiter klebte, hab ich auch die Pfotenballen weiter freigeschnitten.

Der Plüsch hat die Klauen etwas steifer gemacht, doch sehen sie jetzt irgendwie kompletter aus.

Die Füße

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Links: Füße
Basis sind ein paar Schuhe von Deichmann. Sie haben ca. 8 cm Keilabsätze, dessen bin ich mir bewusst, doch ich hab Schuhe dieser Art schon häufig auf Larps getragen, mir noch nie den Fuß umgeknickt und war auch schon auf High Heels in Norwegen wandern. Die sind nicht für jeden was und ich bin mir sicher, die anderen Mannwölfe werden flache Schuhe als Basis wollen. Ich wollte diese, da sie den Fuß noch optisch mit verkürzen und den Digitgrade- Eindruck dadurch verstärken.

Gebaut hab ich sie ähnlich wie die Klauen, Schaumstoff beschnitzt. (Oben rechts ist die erste grobe Form, man sieht aber ganz gut wie ich die aufgebaut habe.)
Dann kamen wieder Latex, Farbe und Isoflex zum Einsatz und dann wurden sie mit Fell beklebt, das an der Oberkante direkt auf den Schuh geklebt wurde.

Sie behindern nur wenig beim Laufen und Rennen klappt auch, doch nach der RPC und ca. 3 Stunden Fotoshooting im Wald musste ich die Zehen noch mal neu ankleben, doch da das angeklebte Fell problemlos hielt, werde ich das wahrscheinlich so lassen und die einzelnen Zehen nur noch mit einem Lederstreifen zusammen kleben.

Ich bin erstaunlich zufrieden mit den Pfoten und mag auch, wie sie sich in den Anzug integrieren.

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Oben und Unten: Erster Test.

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Ich nochmal:

Inzwischen hat die Wölfin schon einige Auftritte hinter sich. Für mehr Bilder ist hier ein Link zu einer von Ralf Hüls´Galerien: bessere Fotos wird es nicht geben...
http://kamerakata.de/gallery/v/larp/sonst/mannwolf/ .

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Oben: Drachenfest 2011

Inzwischen kann man den beiden Wölfen in den Spielwelten begegnen- was nicht heißt, das sie fertig sind, denn als echte Charakterfiguren (keine NSCs) entwickeln sie und ihre Ausrüstung sich ständig weiter.
Und die Dokumentation mit der Beschreibung der Arbeitstechniken ist so umfangreich, wie man sich nur wünschen kann. Vielen Dank!
Alex

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